Eine Lieferantenbewertung ist ein systematischer Prozess, der es Unternehmen ermöglicht, Lieferanten anhand festgelegter Kriterien zu beurteilen.
Lieferantenmanagement ist laut Definition das systematische und effiziente Steuern der Beziehung zwischen Unternehmen und Lieferanten. Ziel sind die wirtschaftliche und technische Optimierung der eigenen Wertschöpfungskette sowie ein fester Lieferantenstamm, um Qualität und Zuverlässigkeit gegenüber Kunden kontinuierlich hochzuhalten. Es ist Teil des Qualitätsmanagements nach ISO 9001.
Lieferantenmanagement ist wichtig, um die Produktionsprozesse bzw. deren Prozessschritte in Unternehmen auf einem gleichbleibend hohen Niveau zu halten. Dafür verfolgt es im Wesentlichen folgende Ziele:
Der Lieferantenmanagement Prozess umfasst alle Schritte, die Unternehmen unternehmen, um Lieferantenbeziehungen strategisch und operativ zu steuern. Der Prozess beginnt mit der Identifikation und Auswahl potenzieller Lieferanten, gefolgt von deren Bewertung auf Basis von Kriterien wie Preis, Qualität und Zuverlässigkeit. Nach der Vertragsverhandlung werden Lieferanten in die Unternehmensprozesse integriert. Es erfolgt eine kontinuierliche Überwachung der Leistung anhand festgelegter KPIs sowie eine gezielte Entwicklung und Verbesserung der Lieferantenbeziehung. Zusätzlich werden Risiken durch strategisches Risikomanagement minimiert, und im Bedarfsfall erfolgt ein Wechsel oder die Beendigung der Zusammenarbeit.
Das Lieferantenmanagement verfolgt folgende Aufgaben:
Im Lieferantenmanagement wird typischerweise unterschieden zwischen strategischen und operativen Maßnahmen.
Bei den strategischen Zielen des Lieferantenmanagements werden die Lieferantenbeziehungen mittel- und langfristig optimiert, um die Qualität der Lieferungen stetig zu verbessern, die Kosten zu reduzieren und weniger Risiken ausgesetzt zu sein.
Beispiele für strategische Ziele sind:
Die operativen Ziele im Lieferantenmanagement sind kurzfristig ausgelegt, beispielsweise um Einkaufskosten zu senken, Lieferzeiten zu verhandeln und Verbesserungsmöglichkeiten aufzudecken.
Beispiele für operative Ziele sind:
Typische Methoden des Lieferantenmanagements sind:
Das Lieferantenmanagement verläuft in folgenden Phasen:
Die Eskalationsstufe 0 entspricht dem normalen Ablauf im Unternehmen. Lieferungen werden damit vertragsgemäß im Wareneingang überprüft. Werden Abweichungen festgestellt, werden diese sofort beanstandet.
Kommt es vermehrt zu Qualitätsproblemen während der Warenprüfung, wird die Eskalationsstufe auf 1 erhöht. Ist die Ausfallwahrscheinlichkeit gering, wird die Bearbeitung auf Arbeitsebene umgesetzt. Es werden Maßnahmen definiert, um das Ausmaß des Schadens bzw. die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schaden eintritt, zu verringern.
Kommt es in Eskalationsstufe 1 zu weiteren Qualitätsproblemen, erfolgt die Anhebung auf Stufe 2. Die obere Führungsebene wird darüber informiert. In besonders kritischen Fällen ist es auch möglich, die Eskalationsstufe direkt auf 2 anzuheben.
Erzeugen die eingeführten Maßnahmen keine Verbesserung, erhält der Lieferant den Status „New Business Hold“. Er wird für Aufträge zu neuen Projekten damit gesperrt.
Ergeben sich trotz aller Maßnahmen keine signifikanten Qualitätsverbesserungen, wird der Lieferant ausgeschlossen und es erfolgt ein Lieferantenwechsel.
Typische Kennzahlen im Lieferantenmanagement sind:
Folgende Herausforderungen sind im Lieferantenmanagement häufig anzutreffen:
In den Branchen Kosmetik, Lebensmittel, Pharma, Medizintechnik, Biotechnologie und Chemie gibt es besondere Anforderungen an das Lieferantenmanagement. Diese ergeben sich aus den hohen regulatorischen Anforderungen, den spezifischen Produktanforderungen und den Risiken, die mit der Sicherheit und Qualität der Produkte verbunden sind. Hier sind einige branchenspezifische Besonderheiten:
Beim Lieferantenmanagement in der Kosmetikbranche steht die Einhaltung strenger gesetzlicher Vorschriften im Vordergrund. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Lieferanten Inhaltsstoffe liefern, die den Anforderungen der EU-Kosmetikverordnung entsprechen.
Diese Regeln garantieren, dass alle eingesetzten Rohstoffe sicher sind und keine gesundheitsgefährdenden Substanzen enthalten. Zudem müssen Kosmetikunternehmen sicherstellen, dass sie jederzeit nachvollziehen können, woher die Inhaltsstoffe stammen, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Lieferanten müssen regelmäßig kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass sie die hohen Qualitätsstandards erfüllen.
In der Lebensmittelbranche dreht sich alles um die Sicherheit der Produkte. Lieferanten müssen hohe Standards in Sachen Hygiene und Qualität erfüllen, wie etwa die Einhaltung der HACCP-Richtlinien (Hazard Analysis and Critical Control Points), die mögliche Gefahren in der Produktion analysieren und kontrollieren.
Außerdem spielen internationale Normen wie ISO 22000 oder der IFS (International Featured Standard) eine Rolle, um Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. Rückverfolgbarkeit ist ein zentrales Thema – Unternehmen müssen wissen, woher jede Zutat kommt, um bei Qualitätsproblemen schnell handeln zu können. Oftmals verlangen Unternehmen auch bestimmte Zertifikate von ihren Lieferanten, z. B. für Bio- oder Fair-Trade-Produkte.
In der Pharmaindustrie sind die Anforderungen an das Lieferantenmanagement besonders hoch, weil es um die Gesundheit von Menschen geht. Lieferanten müssen strenge Richtlinien wie die Good Manufacturing Practice (GMP) erfüllen, die dafür sorgen, dass die Produkte sicher und von hoher Qualität sind. Pharmaunternehmen auditieren ihre Lieferanten regelmäßig, um sicherzustellen, dass alle Vorschriften eingehalten werden.
Auch staatliche Aufsichtsbehörden wie die FDA in den USA oder die EMA in Europa können die Produktion und Lieferketten überprüfen. Darüber hinaus ist ein starkes Risikomanagement erforderlich, um eventuelle Probleme bei der Versorgung mit wichtigen Rohstoffen frühzeitig zu erkennen und zu lösen.
Ähnlich wie in der Pharmaindustrie muss auch in der Medizintechnik die Qualität und Sicherheit der Produkte gewährleistet werden. Lieferanten müssen oft nach ISO 13485 zertifiziert sein, einer speziellen Norm für Medizinprodukte. Diese Norm stellt sicher, dass alle Komponenten und Produkte sicher sind und den hohen gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
Unternehmen in dieser Branche müssen sicherstellen, dass sie die vollständige Dokumentation über ihre Lieferkette haben, um im Bedarfsfall die Sicherheit der Produkte nachweisen zu können. Auch hier spielen Audits eine wichtige Rolle, um die Lieferanten regelmäßig zu überprüfen.
Die Biotechnologie ist eine stark regulierte Branche, da die Produkte oft in sensiblen Bereichen wie Medizin oder Landwirtschaft eingesetzt werden. Lieferanten müssen strenge Qualitätskontrollen durchlaufen und ihre Produktionsprozesse regelmäßig validieren.
Da sich die Technologie in der Biotechnologie schnell weiterentwickelt, müssen Lieferanten zudem flexibel sein und in der Lage, sich an neue Anforderungen anzupassen. Auch hier gelten Richtlinien wie die GMP, um sicherzustellen, dass die gelieferten Rohstoffe und Komponenten den hohen Standards entsprechen.
In der Chemiebranche sind die Anforderungen an das Lieferantenmanagement oft stark von Sicherheitsvorschriften geprägt. Lieferanten müssen sicherstellen, dass ihre Produkte den Anforderungen der REACH-Verordnung entsprechen, die den sicheren Umgang mit Chemikalien regelt.Darüber hinaus sind umfangreiche Sicherheitsdatenblätter und Informationen zu Gefahrstoffen notwendig, um sicherzustellen, dass diese Stoffe korrekt gelagert, transportiert und verwendet werden. Auch Nachhaltigkeit spielt eine zunehmende Rolle, und viele Unternehmen verlangen von ihren Lieferanten, dass sie umweltfreundliche Prozesse und Materialien einsetzen.
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Eine Lieferantenbewertung ist ein systematischer Prozess, der es Unternehmen ermöglicht, Lieferanten anhand festgelegter Kriterien zu beurteilen.
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