Durchschnittlicher Lagerbestand
Was ist der durchschnittliche Lagerbestand?
Der durchschnittliche Lagerbestand zeigt als Lagerkennzahl den Wert und die Menge von Waren an, die in einem definierten Zeitraum im Lager vorhanden sind. Es ist dabei sowohl möglich, die gelagerten Waren als ein Ganzes zu betrachten, als auch in Gruppen zusammenzufassen.
Warum ist es für Unternehmen wichtig, den durchschnittlichen Lagerbestand zu kennen?
Der durchschnittliche Lagerbestand ist eine wichtige Kennziffer, um die eigene Lagerhaltung ausgewogen zu realisieren. Ziel ist es, ausreichend Güter für die Produktion vorzuhalten, ohne dabei zu viele Vorräte zu lagern. So soll der optimale Lagerbestand erreicht werden. Eine hohe durchschnittliche Lagerdauer bindet unnötiges Kapital, das an anderer Stelle fehlt und die Liquidität einschränkt.
Zudem hilft das Wissen um den durchschnittlichen Lagerbestand dabei, eine termingerechte Produktion und Lieferung sicherzustellen, da zu jeder Zeit ein Mindestbestand verfügbar ist.
Wie berechnet man den durchschnittlichen Lagerbestand?
Um den durchschnittlichen Lagerbestand zu berechnen, wird in der Regel die folgende Formel herangezogen, die den durchschnittlichen Lagerbestand (DL) in Stück angibt.
- DL = (Anfangsbestand + Endbestand) / 2
Um die Genauigkeit zu erhöhen, kann die Berechnung des durchschnittlichen Lagerbestands auch anhand weiterer Komponenten spezifiziert werden. Typisch ist: Durchschnittlicher Lagerbestand im Monat, durchschnittlicher Lagerbestand im Quartal.
- DL = (Jahresanfangsbestand + zwölf Monatsbestände) / 13
Die Berechnung des durchschnittlichen Lagerbestands während eines Jahres hat jedoch Schwächen. Da saisonale Schwankungen oder sonstige Einflüsse bei dieser Betrachtung ausgemittelt werden, ist sie jedoch ungenau. Der durchschnittliche Lagerbestand pro Quartal berechnet sich wie folgt:
- DL = (Anfangsbestand + vier Endbestände) / fünf
Durchschnittlichen Lagerbestand ohne Anfangsbestand betrachten
Zudem ist es möglich, den durchschnittlichen Lagerbestand ohne den Anfangsbestand zu betrachten. Wird der Anfangsbestand nicht berücksichtigt, erfolgt nur die Betrachtung des Bestands während des definierten Zeitraums. Dafür können folgende Schritte durchlaufen werden:
Daten sammeln: Zunächst sollten die Lagerbestandsinformationen für einen vorab definierten Zeitraum zusammengetragen werden. Der Zeitraum ist typischerweise pro Tag, Woche oder Monat.
Endbestand berechnen: Nun sollten die Lagerbestände zum Zeitraumende summiert werden.
Zeitperioden bestimmen: Im dritten Schritt wird die Anzahl der Zeitperioden im definierten Zeitraum ermittelt.
Durchschnittlichen Lagerbestand berechnen: Nun wird der Gesamtbestand durch die Zeitperiodenanzahl dividiert.
Durchschnittlichen Lagerbestand mit Mindestbestand berechnen
Für die Berechnung des durchschnittlichen Lagerbestands mit Mindestbestand werden folgende Schritte durchlaufen:
- Lagerbestandsinformationen während eines Zeitraums samt Anfangs-, End- und Mindestbestand sammeln.
- Bestandssumme berechnen, indem der Anfangs- und der Endbestand, zum Beispiel Monatsendbestand, im definierten Zeitraum summiert werden.
- Zeitperiodenbestimmung im gewählten Zeitraum.
- Durchschnittlichen Lagerbestand berechnen. Dafür dient die folgende Formel:
- Durchschnittlicher Lagerbestand = (Anfangsbestand + Endbestand) / 2 / Anzahl der Zeitperioden
- Mindestbestand berücksichtigen: Um Unterbrechungen in der Produktion vorzubeugen, stellen Unternehmen einen Mindestbestand sicher. Er wird auch als Sicherheitsbestand oder Reserve bezeichnet. Der Mindestbestand kann auch dazu dienen, den durchschnittlichen Mindestbestand zu berechnen. Dafür wird folgende Formel verwendet:
- Durchschnittlicher Lagerbestand = Sicherheitsbestand + (optimale Bestellmenge/2) als Sicherheitsbestand oder Reserve bezeichnet.
Welche Faktoren beeinflussen den durchschnittlichen Lagerbestand?
Zahlreiche Faktoren haben einen Einfluss auf den durchschnittlichen Lagerbestand. Typisch sind:
-
Schwankende, saisonbedingte Nachfrage
Eine sich verändernde Nachfrage nach Produkten sorgt dafür, dass der Lagerbestand zeitweise über oder unter dem Durchschnitt liegt.
-
Lieferzeit
Je nachdem, wie lange ein Lieferant braucht, um bestellte Waren zu liefern, verändert sich der Lagerbestand.
-
Bestand zur Sicherheit
Manche Unternehmen setzen auf einen Sicherheitsbestand, auf den bei ungeplanten Ereignissen zugegriffen werden kann.
-
Kosten für Lagerung
Sind die Kosten für die Lagerung von Waren hoch, neigen Unternehmen dazu, den Lagerbestand eher niedrig zu halten.
-
Qualitätskontrollen
Unternehmen mit strengen Qualitätskontrollen verfügen häufig über einen höheren Lagerbestand, um bei Mängeln auf ausreichend Ersatzprodukte zurückgreifen zu können.
Welche Vorteile erzeugt ein optimierter Lagerbestand?
Die Vorteile eines optimierten Lagerbestands unterscheiden sich von Unternehmen zu Unternehmen. Typisch sind folgende:
- Weniger Kosten, da Kapital nicht unnötig im Lager gebunden wird.
- Mehr Liquidität und freies Kapital, das für Investitionen genutzt werden kann.
- Optimale Erfüllung von Nachfragen und Aufträgen, da benötigte Materialien im Lager vorhanden sind.
- Weniger Risiko, dass Materialen verderben oder überflüssig werden, da nur die benötigte Menge bevorratet wird.
- Keine Engpässe in der Produktion, da direkt auf Rohstoffe zugegriffen werden kann.
- Effiziente Prozesse im Lager, da Platz und Ressourcen optimal genutzt werden.
- Die Beziehungen zu Lieferanten verlaufen erfolgreich, da sie von Beständigkeit und zuverlässiger Kooperation geprägt sind.
Welche Risiken verursachen ein zu hoher oder ein niedriger Lagerbestand?
Ist der Lagerbestand langfristig hoch, steigt das Risiko, dass zu viel Kapital unnötig im Lager gebunden ist und an anderer Stelle fehlt. Ist der Lagerbestand hingegen zu niedrig, kann es passieren, dass Aufträge nicht oder nicht schnell genug bearbeitet werden und dadurch weniger Umsatz realisiert werden kann.
Wie kann man den durchschnittlichen Lagerbestand senken oder erhöhen?
Um unnötige Kapitalbindung im Lager zu vermeiden und die Fähigkeit, hereinkommende Aufträge schnell zu bearbeiten, sicherzustellen, behalten Unternehmen ihren durchschnittlichen Lagerbestand im Auge.
Je nach Position, sollte der durchschnittliche Lagerbestand gesenkt oder erhöht werden. Um das zu erreichen, helfen folgende Möglichkeiten:
- Fertigungskapazitäten im Detail planen
- Mindestbestände definieren, um immer auf einen Puffer zurückgreifen zu können
- Die Menge und Anzahl von Vorprodukten auf ein Minimum reduzieren
- Zusammenarbeit mit Lieferanten, die flexibel einkaufen und Lieferkonditionen wählen können
- Einsatz eines ERP-Systems, um das Lager effizient zu managen
Mit welchen technischen Möglichkeiten kann der Lagerbestand verwaltet werden?
Eine sinnvolle Unterstützung, um den Lagerbestand zu verwalten, sind ERP-Systeme. Folgende Funktionen kommen dafür unter anderem zum Einsatz:
- Überwachung des Lagerbestands in Echtzeit
- Erfassung von Lagerbewegungen und Bestandsverfolgung
- Automatisches Nachbestellen von Produkten, wenn ein bestimmter Grenzwert unterschrieben wird
- Prognostizieren von künftiger Nachfrage auf Basis von Erfahrungen und Mustern
- Lagerbestandszuordnung auf Kundenbestellungen oder Projekte
- Rückverfolgung von Produkten
- Erstellen von Analysen und Reportings
- Vermeiden von Überbeständen, indem Zeitpunkt und Menge von Bestellungen optimiert werden
- Einsatz von Barcode-Scannern und MDE-Geräten
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Welche weiteren Lagerkennzahlen gibt es?
Typische Lagerkennzahlen sind:
- Durchschnittliche Lagerdauer
- Kapitalbindung
- Lagerzinssatz
- Wareneinsatz
- Lagerreichweite
- Meldebestand
- Produktivität
- Lagerhaltungskostensatz
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